Nachhaltigkeitsstrategien:
EFFIZIENZ,
KONSISTENZ & SUFFIZIENZ

Februar 2023

Nachhaltigkeitsstrategien: Effizienz, Konsistenz & Suffizienz

Nachhaltigkeitsstrategien für ein gesellschaftliches & wirtschaftliches Umdenken

Das Thema Nachhaltigkeit stellt für viele Menschen und Unternehmen eine Herausforderung dar. Während jahrzehntelang die Maxime von immer höher, weiter, schneller, besser vorherrschte und Ziele zur Gewinnmaximierung nicht in Frage gestellt wurden, erfordert das Thema Nachhaltigkeit ein fundamentales Umdenken. Dabei kann Nachhaltigkeit als besonders herausfordernd wahrgenommen werden, weil es nicht nur ein lang etabliertes Grundverständnis und persönliche Werte in Frage stellt, sondern darüber hinaus auch Veränderungen der Denkweise und des Verhaltens notwendig sind.

“Welche Ansatzpunkte können den Prozess des Umdenkens unterstützen und welche konkreten Handlungsmöglichkeiten gibt es, um sich im privaten und beruflichen Kontext nachhaltiger aufzustellen?”

Erste Anhaltspunkte und Orientierung hierfür geben zum Beispiel die drei vieldiskutierten nachhaltigen Strategieansätze: Effizienz, Suffizienz und Konsistenz. Anhand des bereits weit verbreiteten Effizienz-Ansatzes wird deutlich, dass nicht alles Bekannte über den Haufen geworfen werden muss, sondern vor allem der Blickwinkel entscheidend ist!

Durch die Effizienz-Strategie Ressourcen schonen und Kosten optimieren​

Bei der Effizienz-Strategie geht es um die Verbesserung des Input-Output-Verhältnisses und die Schonung der Umwelt. Dafür können zum Beispiel Prozessoptimierung, Material- oder Energieeffizienzmaßnahmen beitragen. Damit können übrigens nicht nur Kosten eingespart, sondern auch die Umwelt geschützt werden, indem zum Beispiel Material- und Chemikalieneinsatz, Energieverbrauch und Abfall reduziert werden. Eine Erweiterung der Definition sieht vor, dass auch eine Verbesserung der Umweltbilanz (auch: Ökobilanz) als Effizienz-Steigerung bezeichnet werden kann – wie zum Beispiel eine Verringerung der Emissionen, was nicht unbedingt mit einer Kostenreduktion einhergehen muss. Anhand des Energieverbrauchs kann dieser Unterschied sehr gut verdeutlicht werden. Während eine höhere Energieeffizienz in der Regel zu einem geringeren Bedarf an Energie führt, ist in dem Fall auch mit relativen Kosteneinsparungen zu rechnen. Wird hingegen von konventionellen Energiequellen auf erneuerbare Energien umgestellt, kann sich dadurch bei einem identischen Energiebedarf die Umweltbilanz insofern verbessern, als dass nach der Umstellung weniger Emissionen verursacht werden. Die Effizienz-Strategie kann nicht nur im Unternehmenskontext verfolgt werden, sondern auch von Privatpersonen beispielsweise im Haushalt, beim Einkaufen oder Reisen. Auf den Punkt gebracht, geht es bei dieser Strategie darum, Wertschöpfung mit möglichst geringem Input zu ermöglichen bzw. die Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren.

Mit der Konsistenz-Strategie zu naturverträglicheren Produktionsprozessen & Produkten​

Mehr Nachhaltigkeit können wir auch darüber erreichen, Produkte und Prozesse so zu gestalten, dass sie mehr in Einklang mit den natürlichen Stoffkreisläufen gebracht werden. Hierfür sollte bereits beim Produktdesign angesetzt werden, indem die Materialauswahl und der Technologieeinsatz vor dem Hintergrund der relevanten Nachhaltigkeitsaspekte abgewogen werden. Es geht darum, schon bei der Produktentwicklung an das Ende des Produktlebenszykluses zu denken und zu überlegen, wie das Produkt bzw. einzelne Komponenten möglichst langlebig ausgestaltet sind und wie sie am Ende der Lebensdauer bestmöglich wiederverwendet, anderweitig eingesetzt, recycelt oder entsorgt werden können. Bei der Materialauswahl ist das Ziel, wenig in die Natur einzugreifen, sodass möglichst recycelte Materialien oder zumindest nachwachsende Rohstoffe verwendet werden. Darüber hinaus können Zertifizierungen und Siegel Aufschluss über bestimmte Nachhaltigkeitskriterien geben. Dabei kann es jedoch besonders für Endkonsumenten herausfordernd sein, die Glaubwürdigkeit der inzwischen unzähligen Nachhaltigkeitssiegel einzuschätzen. Einen Überblick mit Einschätzung der Glaubwürdigkeit zu vielen Siegeln gibt es auf Siegelklarheit.de. Wird die Konsistenz-Strategie konsequent verfolgt, gilt im Idealfall Input gleich Output.

Die Suffizienz-Strategie hinterfragt den Bedarf & Konsum

Die Suffizienz-Strategie zielt darauf ab, den Konsum und die Produktion zu begrenzen, womit eine Reflexion der Einstellung einhergeht. Diese Strategie kann entweder von Konsumentenseite ausgehen, indem diese – entsprechend der Trend-Bewegungen von Minimalismus und Entschleunigung – auf ‚weniger ist mehr‘ setzen. Oder Unternehmen können auf diese größtenteils noch antizipierte Entwicklung reagieren bzw. ihr vorbeugen, indem sie ihre Produktion generell reduzieren und ihre Produkte langlebiger und multifunktionaler gestalten. Das Produktportfolio kann zum Beispiel durch Reparaturservices erweitert werden, um die Produktlebensdauer zu verlängern. Dies steht in Einklang mit der Konsistenz-Strategie und kann durch den Einsatz hochwertigerer Materialien unterstützt werden. Preisanpassungen nach oben können mögliche Umsatzrückgänge aufgrund eines geringeren Absatzes teilweise oder vollständig ausgleichen. Die höhere Langlebigkeit der Produkte kann als Argument für höhere Preise dienen. Zusammenfassend kann die Suffizienz-Strategie als Strategie mit reduziertem Output beschrieben werden.

Resümee

Während die Effizienzsteigerung bekannt ist, verbreiten sich immer mehr Produkte mit Bezug zur Konsistenzstrategie (z. B. hergestellt aus recycelten Materialien, Bio-Rohstoffen etc.). Wir werden allerdings nicht drum herum kommen, uns langsam auch mit der Suffizienzstrategie anzufreunden. Denn nur so haben wir eine Chance, den Zielen einer nachhaltigen Entwicklung näherzukommen. Das heißt, an die Frage ‚Wie viel ist genug?‘ sollten wir uns langsam gewöhnen und beginnen, eine Haltung dazu zu entwickeln. Denn das wird immer wichtiger. Und je früher wir uns damit auseinandersetzen, desto mehr Zeit bleibt uns, den Wandel mitzugestalten, uns darauf einzustellen und den nächsten Kauf vielleicht zweimal zu überdenken und uns dann für das Teil zu entscheiden, wovon wir glauben auch noch in zehn Jahren etwas zu haben. Bei Kleidung ist das zum Beispiel schon seit Langem mein Credo und hat mein Leben eher verbessert als verschlechtert.